22. Ironman Lanzarote – Spitzensport wo andere Urlaub machen

Triathlon

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Juni 4, 2013

Lanzarote ist bei vielen Deutschen vor allem als beliebtes Urlaubsziel bekannt. Die kanarische Insel besticht durch eine atemberaubende Landschaft und häufig schönes Badewetter. Einmal im Jahr wird die Insel jedoch von einer Gruppe heimgesucht, die sich einer ihrer größten körperlichen Herausforderung stellen, dem bestreiten eines Ironmans. Dabei gilt der Ironman Lanzarote durch sein welliges Terrain und häufigen Gegenwind zu den härtesten Langstreckenrennen im Triathlonsport.

Unter den 1.700 wagemutigen Startern tummelten sich auch drei Poseidons aus Eppelheim. Carolin Engelke-Horn, Oliver Buse und Christian Ryll wagten das Abenteuer.

Einen besonders starken Tag erwischte Carolin Engelke-Horn, die sich den dritten Platz in ihrer Alterklasse sicherte und somit sogar die Möglichkeit der Hawaii-Qualifikation für die dortigen Ironman Weltmeisterschaften hatte. Ihr folgender Erfahrungsbericht zeigt die vielen Facetten des begeisternden Triathlonsports und das Gefühlsleben eines Triathleten vor und bei einem solchen Langdistanzrennen:

„Um mich gut auf das große Rennen am Samstag, den 18. Mai 2013, vorzubereiten, bin ich bereits Dienstags mit meinen beiden Vereinskollegen angereist. Bereits aus dem Flugzeug konnte ich die faszinierende Lavalandschaft bestaunen. Nachdem ich am Mittwoch mein Rad zusammengebaut hatte drehte ich eine kleine Runde auf dem Rad um meinen Körper ein wenig von der Reise zu lockern und die schöne Gegend zu genießen.

Als Kanareninsel ist Lanzarote für seine kräftigen Winde bekannt. Zudem kam dieser böige Wind häufig von der Seite, so dass ich Schwierigkeiten hatte, mein Vorderrad gerade zu halten und so begann ich stark an einem erfolgreichen Rennen zu zweifeln.

Da die 3,8km Schwimmstrecke im Meer stattfand, begab ich mich am Donnerstag gut im Neoprenanzug eingepackt auf eine kleine Schwimmrunde. Ich musste schnell feststellen, dass ich vor großen Fischen keine Angst zu haben bräuchte, die eisige Kälte machte mir jedoch bereits nach 20 Minuten zu schaffen und ich kam aus dem Zittern nicht mehr raus. Nicht gerade beste Voraussetzungen, wenn man eine angepeilte Wettkampfschwimmzeit von einer guten Stunde im Hinterkopf hat.

Um mich ein wenig vom Schwimmen aufzuwärmen und die Laufstrecke am Wettkampfort zu erkunden, lief ich an der Puerto del Carmen eine kleine Runde, die sich prima anfühlte, sodass ich meine Vorbereitungen doch noch mit einem positiven Gefühl abschließen konnte. Hiernach hieß es nur noch die Beine hochzulegen und die Startnummern abzuholen.

Freitags ging es dann zum Bike-Check-In und ich war wieder einmal überwältigt von der Menschenmasse, die mich hier umgab. Zudem hätten den meisten Radfahrern die Augen geleuchtet, bei dem Radmaterial, das hier in der Radwechselzone zu sehen war. Nachdem ich mein Rad schlafen gestellt habe, ging ich nochmals die Strecke vom Schwimmausstieg ab, um sie mir einzuprägen. Daraufhin musste ich nur noch meinen Wechselbeutel an der richtigen Stelle aufhängen und dann ging es für mich zur Henkermalzeit.

Samstag, Wettkampftag, 4:30 Uhr:
Mein Wecker klingelte mich aus einer viel zu kurzen Nacht. Zum Frühstück gönnte ich mir zwei Milchbrötchen und eine Banane. Kohlenhydrate, die ich später gut gebrauchen konnte. Eine liebe Freundin fuhr uns um halb sechs mit dem Auto zum 4km entfernten Schwimmstart. Vorfreude und Nervosität stiegen in gleichem Maße. Dann hieß es nur noch einmal final den Reifendruck am Rad zu überprüfen, Trinkflaschen füllen, Neoprenanzug anziehen und ab zum Schwimmstart an den Strand.

Die anderen 1.700 Triathleten hatten wohl die gleiche Idee und da ich vor dem Schwimmen mit so vielen richtig große Angst hatte, sortierte ich mich vor dem Start bereits sehr weit hinten und außen ein.

Das Wetter war eher britisch als spanisch und hätte mir als Badeurlaube sicher ein wenig die Laune verdorben. Aber ich war ja hier zum Schwimmen und nicht Baden und wenigsten machte das Meer einen sanften Eindruck. Doch weit gefehlt der Startschuss fiel und sofort verwandelte sich das Meer in eine große Waschmaschine im Schleudergang.

Erst war ich außen vor, dann mittendrin und es war absolut schrecklich. Ich bekam Schläge und Tritte ab und selbst nach einem kleinen Landgang entzerrte sich das Feld auf der zweiten Runde kaum.

Bild 1: Schwimmstart – Das Meer wird zur Waschmaschine

Mit einer für mich enttäuschenden Schwimmzeit von 1:11 h und kräftig ausgekühlt, begab ich mich ins überfüllte Wechselzelt, um mich vom Neoprenanzug zu entledigen und fürs Radfahren vorzubereiten. Total sandige Füße stellten mich noch vor die Frage, wie ich mit solch dreckigen Füßen Rad fahren sollte und so entschloss ich mich kurzerhand das kleine Handtuch mit zum Rad zu nehmen, um dort die Füße zu säubern bevor ich in die Radschuhe stieg.

Dafür kassierte ich dann gleich eine gelbe Karte, da es verboten war irgendetwas mit zum Rad zu tragen. Ich war einigermaßen geschockt und mit dem Regen und dem Frieren war es erst mal ein denkbar schlechter Start für mich auf die Radstrecke.
Dazu noch ordentlicher Gegenwind und kalte Füße, nach 30km kam aber die Sonne heraus und gleich zeigte sich die Insel von ihrer schönen Seite! Die negativen Gefühle verflogen und ich begann den Radkurs zu genießen.

Ich war bereits zur Vorbereitung vier Mal auf Lanzarote, aber noch nie hatte ich solch einen Gegenwind erlebt, wusste aber, dass man daran nicht verzweifeln darf und fuhr mein Tempo so schnell es mir möglich war.

Überall in den Dörfern standen Menschen die uns nach Kräften anfeuerten, dazu noch die grandiose Landschaft durch die man fährt. Am letzten wirklich harten Anstieg der Strecke mit einer solchen Aussicht auf das Meer belohnt zu werden – mir war auch schon im Vorfeld immer bewusst welche Gnade es ist, hier einen Ironman machen zu dürfen. Insgeheim freute ich mich auch schon auf den Marathon, denn ich war hier an den Start gegangen, um zu finishen, die Zeit spielte keine Rolle.

Die 180 km in 6h50min vergingen wie im Flug und noch nie war mir die Radstrecke so kurzweilig vorgekommen!

Der Wechsel zum Laufen war genauso schlimm wie immer: man steigt vom Rad läuft damit in die Wechselzone und denkt sich, dass gar nichts mehr geht. Wechselbeutel, Laufgürtel mit Cola geschnappt und los ging es.

Es waren insgesamt drei Runden zu Laufen. Eine Runde mit ca. 20km und 2 Rund mit ca. 11km.
Psychologisch für mich gut, da man zuerst den großen Teil hinter sich bringt und dann nur noch „kleine“ Strecken zu bewältigen hat.

Die Laufstrecke führt an der Standpromenade Richtung Flughafen Arrecife. Los ging es mit starkem Gegenwind und Sandsturm, aber immerhin wurde man auf dem Rückweg mit Rückenwind belohnt. Ich hatte wieder die gleiche Strategie, wie bei meiner ersten Langdistanz gewählt: an den Versorgungsstellen Zeit lassen und einfach nur Spaß haben!

Ich blieb immer kurz bei meinen Supportern stehen, kleiner Plausch, physische und psychische Entspannung und dann weiter auf der Strecke. Auf der letzten Runde habe ich dann noch die Frau von Mitstarter Olli Buse zur Verzweiflung gebracht, da sie es überhaupt nicht verstand wie man sich so viel Zeit lassen kann. „smile“-Emoticon

Klar habe ich auch beim Laufen gelitten und jeder Anstieg wurde zur Qual, aber die letzten Kilometer und das Durchlaufen des Zielbogens waren wie im Rausch! Finishermedallie um den Hals, Gratulation durch Kenneth Gasque, den Organisator des zum 22. Mal stattfindenden Ironmans und dann kamen die Tränen des Glücks!!!

Später dann bei der Abgabe des Zeitmesschips gab es noch die gigantische Überraschung – ich war 3. in meiner Altersklasse geworden und so machte es natürlich noch mehr Spaß am nächsten Tag zur Awardsparty zu gehen!

Hier erfuhr ich auch, dass ich einen Hawaiislot hätte haben können, aber aufgrund der hohen Kosten für diesen Wettkampf verzichtete ich dieses Mal darauf, ich habe ja noch Zeit und es ergibt sich bestimmt nochmal die Chance!

Bild 3: Awardsparty – Carolin Engelke-Horn (links)

Ich danke meiner Familie für die Opfer und Geduld, die sie für mich und meinen Sport bringt und allen anderen mit denen ich Sport machen darf!“

Die beiden anderen Poseidons konnten auch sehr zufrieden mit ihren Resultaten sein. Oliver Buse beendete das Rennen auf Platz 310. Christian Ryll überquerte die Ziellinie als 549.

Die Kanaren dienen also nicht nur als hervorragendes Urlaubsziel. Sie laden auch zu sportlichen Höchstleistungen ein und bieten eine wunderbare Kulisse für den Triathlonsport, der sich immer größerer Beliebtheit erfreut.

Hier die Einzelergebnisse der Poseidon Triathleten:

Name Land Swim Bike Run Result AK Gesamt
Engelke-Horn, Carolin
GER 01:11:29 06:50:32 03:45:43 12:03:17 3 577
Buse, Oliver GER 01:11:25 06:08:05 03:50:07 11:22:08 48 310
Ryll, Christian GER 01:24:02 06:30:12 03:54:48 12:03:00 35 549