Als Team sind wir unbesiegbar

Schwimmen

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November 12, 2017

Eppelheim.Platsch! Lachend springt ein Kind in das kühle Nass im Gisela-Mierke-Bad in Eppelheim. Gleich daneben taucht der 16-jährige Matthias Kreuzer auf. Er sieht sich um. Mehr als 30 Kinder sind heute hier. Sie liefern sich Wettkämpfe im Wasser und warten auf das Kommando der Trainer. Viele Kinderstimmen hallen lautstark durch die schwüle Luft des Hallenbads, doch Kreuzer fühlt sich hier besonders wohl. "Ich will Schwimmprofi werden und eines Tages als Trainer arbeiten", sagt der 16-Jährige.

Mit neun weiteren Jugendlichen ist er Mitglied der "Mittendrin im Schwimmverein"- Initiative. Bei dem gemeinsamen Projekt der Schwimmgemeinschaft Poseidon Eppelheim und Pro Down Heidelberg lernen behinderte Kinder schwimmen. 2016 hat die BASF die Initiative mit 15 000 Euro gefördert. "Was für andere selbstverständlich ist, dafür muss man mit behinderten Kinder erst Möglichkeiten schaffen", sagt Thomas Kreuzer. Ohne die Eigeninitiative der Eltern würde die Inklusion auf der Strecke bleiben, ergänzt der Vater.

Von der Theorie in die Praxis

Doch auch dies alleine reiche nicht aus. Sein Mitstreiter Rainer Schwenn vom Poseidon erklärt: "Thomas wollte den Kindern echtes Schwimmen beibringen, sie also nicht nur an das Wasser gewöhnen. Wir brauchten eine Anschubfinanzierung und jemanden, der genug Erfahrung hat." Die Miete für das Bad, die Ausbildung der Trainer und die Schwimmgeräte seien ein ernstzunehmender Kostenfaktor. "Die Finanzierung war schwierig, denn wir wollten, dass die Kinder kostenlos schwimmen lernen können. Sonst ist das immer sehr teuer. Da war die Förderung durch die BASF sehr passend", sagt Schwenn.

Als erfahrene Betreuerin nahmen sie Stephanie Kögel in die Verantwortung, Schwimmerin bei Poseidon und Sonderschullehrerin an der Peter-Koch-Schule in Weinheim. Die Lehrerin habe bei ihrer Arbeit gesehen, dass viele Behinderte nicht schwimmen können, sagt Schwenn.

"Es ist schon immer mein Traum gewesen, das Schwimmen inklusiver zu gestalten", erklärt Kögel. Der Unterschied zu gewöhnlichem Schwimmunterricht sei die Notwendigkeit der Einzelbetreuung. "Behinderte Kinder brauchen eine viel engere Zusammenarbeit mit den Trainern. Man muss die Bewegungen öfter wiederholen und in kleineren Schritten beibringen", sagt Kögel. Viele Gesunde hätten eine Distanz zu Behinderten, "vielleicht auch Respekt vor ihnen, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen." Diese Angst sei aber unbegründet. "Wichtig bei der Schwimmgruppe ist, dass es nicht um ihre Zukunft geht. Sie sollen schwimmen lernen, es soll Spaß machen und sie sollen Freunde finden."

Und das funktioniert scheinbar sehr gut. Philipp Russ hat durch den Schwimmkurs neue Freundschaften geschlossen. "Es ist nicht nur Sport für mich. Ich kann hier auch meine Freunde treffen. Außerdem habe ich schon Kraulen und Brustschwimmen gelernt", sagt der 17-Jährige.

Ebenfalls begeistert ist der zwölfjährige Hannes Conrads. Er schwimmt schon seit zwei Jahren mit der Gruppe. Mit den behinderten Jugendlichen zu schwimmen, mache für ihn keinen Unterschied. "Ich finde es hier gut, weil es nicht ganz so angespannt ist, sondern locker. Es macht mir sehr viel Spaß", sagt der Zwölfjährige.

Damit das Projekt auch in Zukunft behinderten Jugendlichen eine kostenlose Schwimmausbildung ermöglichen kann, bildet die Schwimmgemeinschaft Jungtrainer aus. Acht von ihnen betreuen gemeinsam mit zwei erfahrenen Kollegen die Gruppe. Einer davon ist Frederik Ahn. Der 16-Jährige besucht das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium in Heidelberg und bringt nebenbei anderen das Schwimmen bei. "Für das Geld würde es sich nicht lohnen. Ich bin Trainer, weil es mir Spaß macht, anderen etwas beizubringen. Und mit der Zeit ist mir die Gruppe sehr ans Herz gewachsen."

Matthias Kreuzer bestätigt das mit einem leidenschaftlichen Nicken: "Wir sind ein Team, wenn einer von uns fehlt, dann passt es nicht. Wenn wir als Team zusammenarbeiten, sind wir unbesiegbar." 

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