Emscher Nachttriathlon – oder ein Bauer geht auf Reisen

Triathlon

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September 20, 2004

Es war einmal vor langer langer Zeit, da las ein kleiner Triathlet, dass es irgendwo in der großen weiten Welt Menschen gibt, die einen Nachttriathlon veranstalten. Und ohne groß zu zögern stürzte er sich ins Abenteuer und schickte seine Anmeldung auf eine lange Reise, die er später selbst noch antreten sollte. so kam Anfang September die Frage auf "Wo ist Emscher?" – Emscher ist ein stillgelegter Tagebau in Gelsenkirchen, auf dessen Gelände die Emscher Genossenschaft dieses Jahr zum zweiten mal den Nachttriathlon veranstaltete.

Zum Glück war es ein Nachttriathlon, so hatte unser Held den ganzen Tag Zeit anzureisen und sich mit der Zuverlässigkeit der Bahn den Tag zu zerstreuen. In Gelsenkirchen angekommen konnte er die verbleibende Zeit nutzen, sich auf dem Rad warm zumachen. und dank seines noch nie da gewesenen Orientierungssinns ergab sich daraus eine kleine Stadtrundfahrt.

Schließlich und rechtzeitig am "Amphitheater" angekommen um einzuchecken stellte der Eppelheimer Wanderer fest, dass er nicht der einzig ahnungslose hier war, auf viele der Fragen, wie "wo?", "was?", "wann?", oder "wie viel?" gab es auch eine große Auswahl Antworten, wie "Bin ich nicht zuständig", "Fragen sie mal dort", oder das klassische "Weis ich nicht".

Nach einigem hin und her, waren alle Unklarheiten beseitigt und es ging daran die Wechselzone einzurichten, wobei sich die ersten Tücken eines Nachttriathlon offenbarten: Woran erkennt man sein Rad? schließlich sind nachts alle Katzen grau. Doch den seinen gibts der Herr im schlaf, sodass sich Philipp Herolds (ja, er hat einen Namen!) Stellplatz als der Beste, markanteste und exponierteste herausstellte – nur noch übertroffen von der Extra-Wechselzone der Profis, die in besagtem Amphitheater selber war … 

Und bei den Profis gaben sich etliche die Ehre, wie Lothar Leder, Thomas Hellriegel, Richie Cunningham, Jan Frodeno, …

Die Sonne sank, die Stimmung stieg – angeheizt durch den zuvor durchgeführten Sprint-Triathlon, empfing das Publikum die Athleten in "der Arena" mit einer Bomben-Stimmung, bei der kein Auge trocken blieb -einzigartig! (Zeugen sprachen von "saugeil" und "Hexenkessel")

So angestachelt begab sich ein kochendes Feld von 200 Triathleten in das doch recht kühle nass der Emscher. Doch dieses frieren wurde jäh beendet durch den Startschuss, zu einem der heißesten Schwimmen überhaupt. Eine Armada von gelben Badekappen machte sich auf den Weg in einem flutlicht beleuchteten Kanal. voll in seinem Element kämpfte sich unser Recke in seiner Lieblinkschwimmdisziplin, dem prügeln im Neo, Gruppe um Gruppe nach vorne, um dann nach 750m im Wasserschatten eines Kontrahenten hinter der großen Spitze noch etwas die Aussicht zu genießen.

So kam er erstaunlich gut beisammen zu seiner waren Lieblingsdisziplin, dem Radfahren. Das Wasser blieb jedoch dabei, denn zwischenzeitlich hatte Petrus beschlossen, dass ihm der Humor des Stadionsprechers zu sei trocken. Voll im Rausch durch die unvergleichliche Stimmung des Rennens fuhr Philipp Kopf und Kragen riskierend in die zweite Radgruppe vor. Es galt eine 5 km Runde, in Form einer eckigen Klammer zu bewältigen, wobei sich die Gruppe nicht so einig darüber war, wer denn nun die Arbeit dabei machen sollte. So kam es, dass nach 2 von 8 runden von hinten der D-Zug mit allem was Rang und Namen hatte vorbeischoss und plötzlich alle wieder fahren konnten. Als Philipp klar wurde, mit wem er da gerade Rad fuhr, vergaß er das anschließende Laufen und tobte sich auf dem Rad so richtig aus und griff ins Renngeschehen an der spitze mit ein …

Nach einem Radfahren im Rausch, zwischen Regen, Schweiß, Straßenlaternen und den Cracks ging es für den Bauern aus Eppelheim in die Wechselzone und zurück in die harte Realität – ungefähr so hart wie der verkrampfte Oberschenkel, der sich beim Schuhe anziehen meldete. Irgendwie, man weis nicht wie, kämpfte er sich auf die Laufrunde, die 4 mal zu bewältigen war, wobei die Athleten nach jeder runde durch das Amphitheater kamen, um sich in der Bomben-Stimmung, aus krachender Musik, tobendem Publikum, 15 Cherleading-Bands und riesen Lichteffekten, zu baden – dieses Bad wirkte auch bei unserm Bauern Wunder, wie weggewaschen waren alle Schmerzen und Zweifel, zurück war der Rausch. Von diesen Anfeuerungen wurde er über die, mit Lichterketten gesäumten, Wege getragen.

Alles in allem lief er so nach 2 Stunden 15 zu einem persönlich guten 37. Platz. damit macht sich der Bauer vom Acker und begibt sich nun ins Wintertraining ..