IRONMAN Cozumel in Mexiko…oder die Krämpfe kommen bestimmt

Triathlon

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Dezember 19, 2010

Erlebnisbericht von Uwe Förster:

Nachdem ich nun wieder einigermaßen erholt bin hier ein Erlebnisbericht vom IM Cozumel in Mexiko. Für alle Taucher und Freunde des gepflegten Wassersports ist die kleine Karibikinsel Cozumel vor der Küste der mexikanischen Halbinsel Yukatan bereits ein Begriff. Hier erstreckt sich das von Jacques Cousteau bekannt gemachte zweitgrößte Riff der Erde. (Palancar-Riff)

Aber nun kommen bereits zum zweiten Mal, auch die Anhänger der etwas anstrengenderen Art der Inselrundreise auf das Eiland. Einmal im Jahr, kurz von Weihnachten, findet dort der IM Cozumel Mexiko statt. Auch diesmal war das Starterfeld randvoll und der IM am 28.11.2010 war mit ca. 2500 Startern ausverkauft. Immer wieder schön anzusehen ist auch wie sich ein ansonsten von dickbäuchigen Touris bewohntes, nun in ein von schlanken und voller Stolz beleibten Finishershirt Trägern, überfallenes Hotel wandelt. (siehst du, ich war schon in Hawaii, oder in Brasilien oder sonst wo in der Welt).

Nun denn, hier waren aufgrund der Nähe zu den USA meist amerikanische Ausdauersportler vertreten. Diese wurden durch einige wenige Belgier, Österreicher oder auch Deutsche internationalisiert. Immerhin war bei uns im Hotel auch Yvonne van Vlerken aus den Niederlanden, die den Damenwettbewerb in super 9:08 h überlegen gewann (siehe Bilder). Nun sind wir auch endlich beim eigentlichen Anliegen der Reise angelangt:

Wettkampftag.

Wie immer aufstehen um 4:00 Uhr in der Früh, um sich noch lange genug vor dem Start mit etwas Nahrhaftem zu befassen. Ich kann und will da meist nur wenig essen, da ich ansonsten mit zu vollem Magen Probleme mit der Verdauung bekomme. Also ein Weißbrot mit bisschen Nutella und das war's. Anschließend die Fahrt mit dem bereitgestellten Bus zum Start. (ca. 10 km vom Hotel)

Auch vor dem 6-ten IM war die Nervosität bereits Tage vor dem Start nicht geringer als beim ersten Mal. So gab es auch auf dieser Fahrt das leichte innere Zittern, das ich wohl auch bei den nächsten IM nicht mehr ablegen werde.

Nach letztmaligem überprüfen des Reifendrucks am Rad und nochmaligem Einprägen der Laufstrecke vom Wechselzelt zum Rad ging es mit dem Rest der Starter zum Delfinbecken des Freizeitparkes Chankanaab, von dessen Pier der Start erfolgen sollte. Also, alle Mann (und Frauen) ins laue karibische Wasser und die letzten Minuten bis zum Start plantschend abwarten.

Endlich kam der ersehnte Startschuss und das allseits bekannt Treten und schlagen auf den ersten paar hundert Schwimmmetern konnte beginnen. Besonders erschwerend kam für mich hinzu, dass hier in der Karibik, die Wassertemperaturen durchweg so hoch sind, dass ein Schwimmen mit Neoprenanzug verboten ist. Deshalb hatte ich mir für den ersten Teil auch nicht allzu viel vorgenommen und wollte nur nach 1:30 h aus dem Wasser kommen. Die Drängelei hat sich zum Glück in Grenzen gehalten und ich konnte recht schnell meinen Rhythmus aufnehmen. Wie zu erwarten wurde ich von recht vielen Schwimmern überholt, aber zu meiner Überraschung konnte ich nach ca. 800 m mit dem Rest der Meute mithalten bzw. wieder Platz um Platz gut machen. So hatte ich vor dem Ausstieg auch ein Recht gutes gefühlt, wurde aber von dem Blick auf die Uhr doch sehr positiv überrascht:

1:17:xx. -> Neu Schwimmbestzeit für mich und das ohne Neo !!!

Also nix wie rein ins Wechselzelt, eincremen lassen, Radschuhe an, Helm auf und raus aufs Rad. Hier hatte ich mir eine Zeit von 5:30 h vorgenommen (also knapp 33 km/h). Zu beginn schaute ich bewusst nicht auf den Tacho, sondern wollte nur „locker“ anfangen. Nach kurzer Zeit kam dann doch der erste Blick nach unten und ich sah, trotz Gegenwind, ein 35 auf der Anzeige. Oh wou: „es rollt, es rollt“, was ich auch voller Euphorie meinem Sponsor (Mama) zurief als ich das erste mal am Hotel vorbei fuhr (nach ca. 10 km) Nach 25 km kommt bei dieser Strecke ein Part mit extremem seitlichem Gegenwind, weshalb hier auch Scheibenräder verboten sind. Aber auch hier ist der Tacho nicht unter 32 km/h gefallen. „Der Hammer“ dachte ich. Immer auf der linken Seite und nur Überholen. Nach weiteren 20 km und einer 90 Grad Kurve geht es zur Inselhauptstatt. Hier herrscht immer Rückenwind und so hat sich dort die Geschwindigkeit bei über 40 km/h eingependelt.

Diesen Wahnsinnsspeed (für meine Verhältnisse, es gibt immer schnellere) konnte ich auch auf der zweiten Runde so halten und bin beim dritten Mal an unserem Hotel um 12:20 Uhr vorbei, was also ein Radzeit von ca. 3:55 h für 140 km entsprach. (knapp 36 km/h). Kurz darauf begann aber das, worauf die Überschrift schon hingedeutet hatte: Krämpfe.

Immerhin konnte ich diese auf dem Rad noch soweit im Zaum halten, als dass ich bei kurzem „Krampfbeginn“ die Beine „hochgenommen“ habe und mich ein wenig rollen lies. Dies hat mich auf den letzen 30 Rad km dann aber eine menge Zeit gekostet, so dass die zuvor noch möglichen 5:05 h – 5:10 h für den Radsplit nicht mehr drin waren. Allerdings kam ich immer noch in der zuvor angepeilten 5:30 h vom Rad. (war aber nach dem super Start doch eine Enttäuschung)

Hier hatte ich nun die Hoffnung, dass sich die Krämpfe, aufgrund der anderen Belastung beim Laufen, legen würden. Leider wurde ich schon im Wechselzelt schwer enttäuscht. Während in meine Laufsocken anzog hat sich meine Bauchmuskulatur verkrampft. Als ich mich daraufhin aufrichtete um die Krämpfe zu lösen, sah ich zu meinem Entsetzten, dass „Aliens „1 war wurde. Meine Bauchmuskel waren so verkrampft, dass es von oben aussah, als ob sich etwas aus dem Bauch heraus drücken wollte. Schreck las nach dachte ich und das haben die Krämpfe nach dem Aufrichten zum Glück auch getan. Aber an ein Bücken war nicht mehr zu denken ohne erneut Krämpfe zu bekommen und ich musste die Wechselhelferin bitten, mir die Laufschuhe anzuziehen.

Also: „think positiv“ : „Ok was soll‘s, ist ja nur noch der Marathon nach Hause zu laufen“ J J J -> Kein weiteres grübeln und nachdenken, sondern raus auf die Laufstrecke. Erstaunlicherweise haben meine Bein zunächst nicht rebelliert und ich konnte ohne weitere Probleme los laufen. Die ersten 21 km habe ich auch noch in ca. 1:48 h geschafft, womit ich noch im Rahmen der geplanten Zielzeit von 3:30 h bis 3:45 h war. Es schien sich noch alles zum Guten zu wenden. Doch dann kam wieder die Überschrift und bei km 25 (nach einer Verpflegungsstelle), bekam ich in beiden Beine sowohl im Oberschenke, in den Waden und in den Füßen selbst, Krämpfe und musste deshalb stehen bleiben, warten bis sich die Krämpfe lösen und versuchen erneut los zu laufen.

Aber bereits bei dem Versuch mich zu bewegen hat sich das ganze Schlamassel wiederholt und die Krämpfe kamen zurück. Dies hielt ca. 3-4 Minuten an. Erst anschließend konnte ich mich mit leichtem Trab weiter bewegen ohne zu verkrampfen. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich nur noch von Verpflegungsstelle zu Verpflegungsstelle geschleppt. Dort angekommen: Gehpause, etwas essen und trinken und nach ca. 200 m wieder ein Laufversuch bis zur nächsten AID-Station. Dies ging nun 17 km lang und so habe ich für diese restliche Strecke über 2 h benötigt und es ist eine Marathonzeit von 4:12 heraus gesprungen. Aber dafür war ich diesmal noch mehr Stolz als sonst bei diesem IM ins Ziel gekommen zu sein.

Nach Überprüfung der Ergebnisse bin ich alles in allem mit der Platzierung doch recht zufrieden.  Es war zwar nicht die erhoffte Zeit von 10:30 h, aber Overall: Platz 278 von ca. 2500 Startern Und Platz 45 in der Altersklasse sind doch „auch nicht übel“.

Analysiert habe ich das Rennen bezüglich der Krämpfe natürlich auch: hast du dich auf dem rad falsch ernährt ? zu wenig getrunken ? oder war die Anfangsgeschwindigkeit doch zu hoch ?

Ernährung: Gels, Bananen, Riegel nach Plan eingenommen (ähnlich der bereits gefinishten IM’s) -> kein Fehler auffindbar

Getränke: wie immer ca. 300 ml pro ½ Stunde (zu beginn etwas mehr: 500 ml pro ½ Stunde) -> auch OK

Überpaced ? vom Gefühl waren die 150 Km bei denn noch alles Ok lief, weniger anstrengend als z.B.: Lanzarote, 5 h Rollentraining vorher auch gut überstanden -> auch nichts zu finden.

Allerdings habe ich mit vielen im Ziel gesprochen die ebenfalls mit ansonsten nicht gekannten Krämpfen ihre Mühen hatten, so dass ich das ganze auf die Hitze von 30 Grad und die hohe Luftfeuchtigkeit (genaue Zahl habe ich leider nicht) zurück führe. Was bleibt mir sonst übrig J J

So, welcher IM kommt als nächstes ??? Vorschläge bitte an mich. (und Sponsorengelder)

Ergebnisse

11:07:45

swim 1:18:05
T1: 5:17
bike: 5:29:18
T1: 2:42
run: 4:12:23

Place overall 278
Place Age Groupe: 45

uwe