Ulla und ich (die Kinder hatten wir zwecks größerer Flexibilität bei der Oma geparkt) starteten am Samstag um 9.30 Uhr Richtung Roth. Die Anfahrt, Startunterlagen abholen und Rad einchecken verliefen absolut entspannt, so daß wir nach einem kurzen Mittagsschlaf in unserer netten Pension noch genug Zeit hatten um der Einladung der mitgereisten Poseidon Supporter zum Putensteak- und Nudeln-Essen auf der Campingwiese am Heuberg nachgehen zu können. Gesättigt und um ein paar schlaue Triathlonweisheiten reicher versuchte ich dann noch ein paar Stunden vor dem großen Rennen zu schlafen. In Anbetracht der Anspannung gelang dies jedoch nur eingeschränkt. Trotz der kurzen Nacht, verspürtete ich am Morgen jedoch keinerlei Müdigkeit und stand einigermaßen zuversichtlich kurz vor 7.00 Uhr am Start meines ersten Langdistanztriathlonrennens.
Das Schwimmen, eigentlich meine schwächste Disziplin, lief schon fast sensationell gut. Das Feld entzerrte sich bald und in dem schmalen Kanal konnte man sich gut orientieren. So hatte ich sogar während einer kurzen Brustschwimmeinlage (Torsten möge mir diese verzeihen) Zeit den Poseidon Fans auf der Brücke zuzuwinken. Nach 1:02:16 entstieg ich dem Main-Donau Kanal und war damit fast 10 Min schneller als erwartet. Auf dem Rad war dann zunächst Zurückhaltung angesagt. Fahr locker los und sieh zu, dass Du gleich etwas isst, hatte mir der Paintrainer vorher geraten. Als ich nach rund 30 Minuten auf dem Rad meine zwei aufgeklebten Riegel gegessen hatte und mich in der Zwischenzeit gefühlt 50 andere Teilnehmer überholt hatten, verlor ich dann doch die Geduld und forcierte das Tempo. Sensationell dann die Stimmung am Solarer Berg, so stelle ich mir die Zielankunft in Alpe d´Huez bei der Tour de France vor. Und in den Massen kann ich tatsächlich Ulla und die Poseidons ausmachen. Wir machen soviel Alarm, da siehst Du uns schon, hatte HTL vorher angekündigt und so war es tatsächlich.
Nach 130 Km wird es dann zunehmend zäher, irgendwie steht der Wind jetzt immer schlecht, die Strecke wird leerer, ich überhole zwar noch die eine oder andere der vor mir gestarteten Damen, von hinten kommen aber auch immer wieder die Radkanonen aus den späteren Startgruppen angeschossen und ich frage mich wie man eigentlich so viel Raddruck bekommt. Zwar bin ich auch auf dem Rad noch mehr als im Soll, in Anbetracht der aufkommenden Müdigkeit, machen sich aber erste Zweifel bezüglich des noch bevorstehenden Marathons breit. Das zweite Mal am Solarer Berg ist immer noch die Hölle los und kurz danach habe ich auch das Radfahren mit 5 Std. und 17 Min rund 10 Minuten schneller als erwartet absolviert.
Beim Wechsel aufs Laufen muss ich dann erstmal Pinkeln, die Dixiklos sind aber alle besetzt. Naja 30s Wartezeit bei der Distanz sind wohl vernachlässigbar. Am Laufstart stehen dann wieder die Poseidons. Super, wie die einen unterstützen.
Gefühlt laufe ich locker los, die ersten 4 Kilometer sind mit einem Schnitt von 4:35 aber wohl doch zu schnell. denn bereits ab 8 KM beginnt das große Leiden. Es ist der körperliche Zustand der mir bestens aus diversen Marathons bekannt ist, da aber erst ab KM 35. Der Mann mit dem Hammer hat zugeschlagen und er hat diesmal den ganz großen Hammer ausgepackt. Ich muss das erste mal ein Stück gehen, oh Gott, noch 34 KM!. "Gib auf" sagt das Teufelchen in meinem Kopf, das ist nicht zu schaffen!. Der Main-Donau Kanal scheint endlos, hier sind kaum noch Zuschauer und auf dem Schotter läuft es sich schwer. Bei Kilometer 10 schaue ich wieder auf die Uhr, mit einem 6 Minuten Schnitt, würde ich es immer noch unter 10 Std 30 Min. schaffen. Das muss irgendwie gehen. Wenn ich aussteige, muss ich es nächstes Jahr nochmal probieren und das kann ich mir zu diesem Zeitpunkt absolut nicht vorstellen. Also gehe ich dazu über mir die einzelnen Kilometer so einzuteilen, dass ich 950m laufe und dann 50m gehe. Das funktioniert einigermaßen und ich schöpfe wieder Hoffnung. Kurz vor der Halbmarathon Marke begleitet mich Schorsch ein Stück und ich jammere ihm was von meinem Leiden vor. An der Halbmarathonmarke stehen dann die anderen Poseidons und auch meine Lauftrainingskollegin vom TV Schriesheim versucht mir Mut zu machen. Am absoluten Tiefpunkt bin ich dann zwischen KM 25 und 30, die Gehpausen werden immer häufiger. Am zweiten Wendepunkt zu dem die Strecke leicht ansteigt feuern mich erneut die Poseidon Fans an. Auf, nach der Wende rollt es von alleine ruft mir Torsten zu, davon merke ich aber nichts. Bei Kilometer 32 kommt mir Christer entgegen. Wow, denke ich, der sieht aber noch locker aus. Wieder am Main-Donau Kanal angekommen geht es dann aber auf einmal besser, das Ziel scheint erreichbar und für die letzten 8 KM bleibt noch genügend Zeit für ein Finish unter 10 Std. 30. Ein paar mal muss ich wegen Krämpfen in den Waden noch kurz anhalten, dann ein letztes taktisches Gehen (O-Ton HTL) an der Steigung kurz vor dem Ziel und der letzte Kilometer vergeht wie im Flug.
Beim Zieleinlauf bin ich so platt, dass ich die Zuschauer (inkl. Ulla und Poseidons) kaum wahrnehme. Das tue ich mir nie wieder an, denke ich. Die Freude und der Stolz über das Erreichte lassen die Qualen dann aber doch schnell vergessen machen und aus dem "nie wieder" wird relativ schnell ein "zumindest nächstes Jahr".
Ganz herzlich danken möchte ich meiner Familie, die wirklich unerwartet viel Verständnis für das viele Training aufgebracht haben, dem Paintrainer für die Trainingspläne und Tipps und den vielen mitgereisten Poseidon-Supportern, deren Unterstützung während des Rennens wirklich super war.
Ergebnis:
Swim: 1:02:16h
Bike: 5:17:24h
Run: 3:58:31h
Gesamt: 10:25:23h
Platz: 578. AK
Christer Rother ebenfalls in Roth am Start…
Neben Poseidon Norman Pirngruber, ging auch Christer Rother bei der diesjährigen Triathlon-Challenge in Roth an den Start. Mit einer ebenfalls super Wettkampfleistung finishte er fast zeitgleich mit Norman nach 10:26:40h.
Christer: …Die "Zeitvorgabe" auf dem Rad habe ich wohl vermasselt, mir ging´s da so richtig schlecht. Dafür lief das Laufen besser als erwartet, so dass am Ende, bis auf wenige Minuten, die -Vorgabe Zielzeit- passte.“
Ergebnis:
Swim: 1:26:36h
Bike: 5:13:20h
Run: 3:39:27h
Gesamt: 10:26:40h
Platz: 590. AK