Aufgeweckt, zielstrebig, ehrgeizig – Jil und Sue Schäfer gehen ihren Weg und hängen sich mächtig dafür rein. Die beiden Schwestern von der SG Poseidon Eppelheim haben in den vergangenen Jahren mit starken Leistungen im Schwimmen, Duathlon und Triathlon aufhorchen lassen. Jil wurde unter anderem deutsche Triathlon-Meisterin 2011 in der B-Jugend mit der Mannschaft – und konzentriert sich nun voll und ganz auf den Dreikampf aus Schwimmen, Radfahren und Laufen.
Zwölf bis dreizehn Stunden trainiert die 14-Jährige pro Woche: Drei Schwimm- und Lauf- sowie eine Radeinheit stehen derzeit auf dem wöchentlichen Trainingsplan. "Ich habe sie da etwas eingebremst", erklärt Triathlon-Coach Oliver Grimm. Zuvor hatte sie über 20 Stunden pro Woche trainiert. Der Jugend-Trainer sieht sie als "Ausnahmetalent", möchte sie aber nicht verheizen und ihr auch Freizeit neben dem täglichen Trainingsbetrieb gönnen. Die Gründe für Jil, sich nun voll auf den Triathlon zu konzentrieren, sind denkbar einfach: "Mein Erfolg ist dort größer und es macht mir mehr Spaß", erzählt sie mit einem freundlichen Lächeln, warum sie sich für Triathlon entschieden hat. Die Berufung durch den baden-württembergischen Triathlonverband in den Landeskader im vergangenen Jahr hat weiter motiviert. Begeistert erzählt die Gymnasiastin von vielfältigen Trainingsmethoden im Triathlon. Doch trotz der langjährigen Schwimmerfahrung – Jils Lieblingsdisziplin ist eindeutig das Laufen: "Dabei fühle ich mich am besten, da bin ich am Ende noch mal richtig motiviert."
Die letzte Disziplin ist gerade auf den Kurzdistanzen, die im Jugendbereich zurückgelegt werden, enorm wichtig. "Für ihr Alter hat sie noch viel Steigerungspotenzial", weist Grimm auf Verbesserungsmöglichkeiten im Radfahren und Laufen hin. Die sieht auch Jil selbst: "Radfahren muss ich noch mehr trainieren, da brauche ich mehr Kraft und Stabilität", so die zierliche Sportlerin selbstkritisch. Ihre beste Chancen sieht Grimm auf Dauer in der Kurzdistanz, "doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg."
Und falls es mit der großen Sportkarriere nicht klappt? "Als Trainer zu arbeiten oder Sportmedizin zu machen, das konnte ich mir schon immer gut vorstellen", erzählt Jil. Auch hier eifert Sue, die von den Erfolgen Jils noch angespornt wird, der großen Schwester nach.
Das Sportlergen scheint ohnehin in der Familie zu liegen: Mutter Nicole und Vater Michael sind beide bei der SG Poseidon engagiert und nehmen selber ab und zu an Triathlon-Wettkämpfen teil. Sonntagsausflüge werden dann auch schon einmal zum gemeinsamen Radtraining genutzt oder die Familie tritt in einer gemeinsamen Staffel bei Wettkämpfen an. Die drei Teilstrecken im Wasser, auf dem Rad oder beim Laufen werden dann auf drei Familienmitglieder aufgeteilt. "Sue hat mich inzwischen aus der Familienstaffel verdrängt, weil sie schon schneller läuft als ich", lacht Mutter Nicole. Die Enttäuschung hält sich in Grenzen und weicht dem Stolz über die Tochter.
Neben Schule und fünfmaligem Training pro Woche bleibt auch bei Sue wenig Zeit für andere Hobbys und Freunde. "Das ist manchmal schon hart", meint Mutter Nicole so, als ob sie selbst über den Ehrgeiz der beiden Töchter staunen muss. "Wenn ich einen Tag keinen Sport gemacht habe, dann bin ich nicht zufrieden", gibt Jil Einblicke in ihre Gefühlslage. Schwester Sue frage stattdessen schon einmal vor einem Training, "ob wir denn nicht auch zu Hause bleiben können", erzählt Nicole Schäfer.
Der Ehrgeiz ist eine Stärke der Geschwister, stimmt Poseidons Schwimm-Trainer Peter Brauch zu. Außerdem "sind beide sehr motiviert, haben klare Ziele vor Augen". Das nächste dieser Ziele ist der Triathlon-Saisonstart am 25. März. Die Schwimm-Saison läuft indes bei Sue schon auf vollen Touren – mit Erfolg: Beim internationalen Frühjahrsmeeting in Gießen stand sie zuletzt wieder ganz oben auf dem Podest und wurde zudem zweimal Dritte. Ein guter Start ins Jahr 2012 für die sympathischen Schäfer-Schwestern.