Uwe Förster berichtet von seinem siebten IRONMAN – dieses Mal in Wales

Triathlon

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Oktober 10, 2011

Ich hatte mich entschlossen den Weg nach Wales mit dem Auto anzutreten, was im Prinzip nicht falsch war, allerdings würde ich sowas in Zukunft aufteilen, da die 18h im Auto (mit Fähre) doch etwas zu stressig waren (den Heimweg habe ich geteilt, bis Dover dort B&B und am nächsten morgen weiter).
Um rechtzeitig zu einer Akklimatisation und Streckenbesichtigung vor Ort zu sein bin Mittwochs morgens um 3:00 Uhr losgefahren, so dass vor Wettkampf noch 3 Zeit blieben.
Zu meinem Entsetzen hatte ich bei einer nochmaligen Überprüfung der Tripadvisor Bewertungen meines Hotels eine Überraschung erlebt: seit meinem letzten Besuch von tripadvisor waren einige neue doch recht unschöne Einträge hinzugekommen.. (Übelst, alles dreckig, niemals eines Hotels würdig etc.) Leider hat sich dies bestätig (verschimmelte Vorhänge etc.).
Ok, die erste Nacht und dann was anderes suchen. Hier hatte ich Glück, und ich fand im sonst ausgebuchten Tenby (4000 Einwohner bei 1300 IM Startern) noch ein B&B das aufgrund einer kurzfristigen Absage wieder ein Zimmer frei hatte. Dies lag auch noch super, war nur ca. 150 m von der Wechselzone/Registration entfernt und die Vermieterin war super nett.
Mir war bei der Anmeldung zu diesem IM bereits bewusst, dass ich nicht mit warmem Wetter und Wasser zu rechnen hatte, aber was mich dann erwartete, hat leider meine schlimmsten Befürchtungen übertroffen.
Ein aus der Karibik über den Atlantik zu den britischen Inseln gezogener ex. Hurrikane hat erstens für extremen Wind (bis zu 70 km/h Spitze) und zweitens für noch kälteres Wasser (normal 16 -17 Grad „heiß“, jetzt nur 14 -15) und choppy Water (mit 2 Meter Wellen) in der irischen See gesorgt
Trotzdem, am Donnerstag war Radstreckenbesichtigung angesagt. Hatte viel von den bereits dort trainierenden gelesen, wie schwer die Strecke ist, dachte mir aber dass die wohl etwas übertreiben. Leider nein.
Eine Radstrecke, die zwar nie lange bergan geht, hat aber dafür es ein ständiges kurzes auf und ab mit teilweise haarsträubenden engen Abfahrten und miserablem Streckenbelag. In Summe haben die 180 Km dann doch auch 2500 HM. Zu allem Überfluss kommen zum Ende jeder Radrunde noch 3 kleine feine „pickser“: zuerst 16 % hoch – kurz eng runter; dann 10 % hoch – kurz eng runter dann 12 % hoch.
Nachdem ich eine Runde gefahren war habe ich mir meine Kassette mal genauer angeschaut und festgestellt, dass ich ne 12 – 22 drauf habe. Da ich die 16 % gerade so noch hoch gekommen bin (nach einer lockeren Runde) hab ich mich entschlossen schleunigst in die Expo zu gehen und ein paar größere Ritzel fürs Rennen zu besorgen. Hab mir dann 12 – 28 draufgemacht, was ich bei dieser Strecke wirklich empfehlen kann. OK, geplante Radzeit habe ich danach auch von 5:30 – 6 h auf 6:30 h runter gesetzt.
Freitag: Laufstreckenbesichtigung: die spinnen die Britten (Waliser). Kann man nach der Radstrecke noch ‚nen Marathon mit 800 HM machen? Es gibt dort keine Stelle an der es flach ist. Entweder rauf oder runter. Von der Wechselzone geht es ca. 3 km Bergauf (ca. 100 Hm) dann dieselbe Strecke runter und anschließend ne lustig Achterbahnfahrt durch die Altstadt und um den Castle Hill. Das ganze dann 4 mal.
Na ja sei‘s drum, nennt sich ja auch IRONMAN.
Am Freitag beim Race Briefing wurde uns noch schnell mitgeteilt, dass das Schwimmen vom geplanten South Beach, wegen der starken Strömung, Wellen etc. zum North Beach verlegt wird. Dort wird eine zweite provisorische Wechselzone eingerichtet und wir müssen nach dem schwimmen ca. 1000 – 1200 m durch die Stadt zur eigentlichen Wechselzonen laufen. Dafür wird er Marathon um diese Distanz verkürzt. Swim – run – bike – run auch net schlecht J
Samstags habe ich dann meine „Winterkleidung“ fürs schwimmen ausprobiert. (Die, die mich kennen wissen wie ich die Kälte liebe).
Fürs Testschwimmen habe ich mir ein lang arm Micro-shirt, darüber ein Swimmsuit, darüber ein kurz arm Surfer-Shirt und zu guter letzt den Neo angezogen. Der Kopf wurde mit einer Neo Kappe und zwei Schwimmmützen geschützt und die Füße waren in Neo-Socks, die sogar vom Veranstalter empfohlen wurden, gehüllt. (Das sollte doch reichen !!!).
Es wurde eine ca. 800 m lange Strecke mit Bojen markiert und los ging’s. Ja, die Auswahl der Kleidung hat sich als vorteilhaft erwiesen, nur das Gesicht und die Hände wurden kalt, aber das hat man nach 3-400 m nicht mehr gespürt. Somit war ich doch recht guter Dinge, was das schwimmen angeht.
Die Nacht vor dem Wettkampf habe ich dann doch so unruhig wie nie verbracht, da mir die Wasser-Wetter-Wind-Verhältnisse keine Ruhe gelassen haben und so habe ich nur ca. 3 h in Etappen geschlafen- keine Guten Voraussetzungen. Bin im Traum auch mehrfach Ertrunken bzw. vom Rad geweht worden. Hatte diesmal richtig schiss vor dem Wettkampf.
Wettkampf:
4:00 Uhr aufstehen. Frühstück wie immer am Raceday, eine Scheibe Weißbrot mit Honig (bekomme bei größeren Mengen sonst Magen Darm Probleme, siehe weiter unten) und ordentlich Kaffee.
Aufgrund des super Standortes meins B&B konnte ich mir richtig Zeit lassen und bin gegen 5:00 zum Rad um nochmal auf zu Pumpen und die Verpflegung in der Rahmentasche zu deponieren. Dann wieder zum B&B und noch etwas entspannen. So ne super Lokation hatte ich noch nie bei einem IM und konnte deshalb bis 6:00 auf meinem Zimmer bleiben und musste nicht früher raus in die Kälte (12 Grad und ein „Sauwind“).
Allerdings hat sich dann auf dem Weg zum Schwimmstart mit dem Sonnenaufgang gezeigt, dass sich heute ein recht freundlicher Tag entwickeln könnte und die vorausgesagten Schauer (die es die Tage zuvor ständig in wechselnder Intensität gab) vielleicht ausbleiben würden (Hoffnung).
7:00 Racestart
Wegen der verlegten Schwimmstrecke gab es ein größeres Tohuwabohu beim schwimmstart, da es möglich war am Stand entlang die Streck abzukürzen, was auch viele der Athleten ausnutzten. Ich habe mich ungefähr in der Mitte eingereiht und bin nicht so weit am Strand gelaufen. (Hat so ca.100 m schwimmstrecke gebracht, aber das Laufen in de Brandung war auch net so wirklich schnell, die Leute sind immer runter zum Wasser und wenn ne Welle kam wieder 20 m zurück, sah echt lustig aus).
Aber irgendwann musste ich rein, ins kalte Nass und wie am Tag zuvor hat die Kleidung gut warm gehalten, aber das Gesicht hat geschmerzt (nur so lang, wie ich noch was gespürt habe). Die erste Runde lief auch, trotz der hohen Wellen und der damit verbundene Orientierungsschwierigkeiten , recht locker.
Nach einem kurzen Landgang und dem Versuch wieder ins Wasser zu kommen hat mich dann aber doch eine dieser Wellen erwischt, ich wurde durchgeschüttelt und unsanft an den Strand befördert. Aufstehen und ein neuer Versuch, jepp, Freude, drin !!! Irgendwann habe ich dann bemerkt, dass mein kleiner Finger rechts V-Förmig abstand und ich Ihn aber nicht mehr bewegen konnte. Da ich Ihn aber eh nicht gespürt habe war mir das dann auch egal. Ansonsten habe ich mich eigentlich nicht zu kalt gefühlt, auch wenn trotz der Kleidung die Kälte irgendwann „durchgekrochen“ ist.
Dies hat sich leider nach dem Schwimmausstieg geändert, so dass ich in der ersten provisorischen Wechselzone Probleme hatte meinen ganzen Kram auszuziehen.
Vorher war ich aber beim Blick auf die Uhr super erfreut, da ich wieder eine persönliche IM Schwimmbestzeit von 1:16 aufgestellt hatte. Da hat sich die starke Strömung wohl bemerkbar gemacht.
Nachdem ich dann meine ganzen Oberteile runter gewurschtelt hatte und ein trockenes Shirt übergestreift, ging‘s zur eigentlichen Wechselzone.
Auf dem Weg dorthin haben sich dann meine ganzen Wettkampfpläne bzw. der Wettkampf mehr oder minder aufgelöst. Ich bekam die bereits oben erwähnten Magen-Darm Probleme, so dass ich nach dem Ausziehen des Neo’s erst mal für 15 min auf der Toilette verschwinden musste. Leider hatte ich außer den Radhosen noch nix an und der kalte Wind, der durch die Dixi-Toilette wehte, hat mich zu allem Elend auch noch total ausgekühlt.
Somit habe ich eine sage und schreibe fantastische Wechselzeit von 27:54 min hingelegt !!!!!!!!!
Die Motivation war damit allerdings gebrochen und ich hatte auch Befürchtungen, dass die Probleme nochmal auftreten könnten. Deshalb bin ich die Radstrecke von Anfang an mit „angezogener“ Handbremse gefahren.
Der Rest des Wettkampfes war dann nur noch ein „nach Hause schaukeln“.
Es war trotzdem noch anstrengend genug, da wir gerade auf der Radstrecke mit dem starken Wind zu kämpfen hatten. Wenigsten hat sich das Wetter gehalten und es gab nur beim Laufen einen kurzen Schauer.
Die Radzeit von 7:04 h ist daher auch nicht der Rede wert, aber bei der Strecke wäre von mir auch bei bestem Wohlbefinden nicht mehr als ne 6:15 h (maximal) drin gewesen.
Beim abschließenden Marathon habe ich dann auch die Zeit genutzt um mich ausgiebig mit den Helfern und Zuschauern zu unterhalten.
Somit wurde es der mit Abstand langsamste meiner bisherigen IM, aber ich hatte wenigstens am Tag danach keine Problem beim gehen und habe mich so gut wie nie nach einem IM gefühlt.
Dies war/ist trotzdem der schwerste IM den ich bisher gemacht habe. Sowohl von der Strecke, den Wetterbedingungen und auch vom körperlichen befinden während des Wettkampfes.
Auch die Siegerzeit des besten Profis von 9:04 sagt einiges über die Strecke und die Bedingungen an diesem Tag.

Ergebnis im Detail:
Swim/Bike/Run:
1:16,43h/7:04,50h/4:27,34h 13:23,54h Endzeit
69.Platz Altersklasse M45-49 (603.Platz Gesamtliste)

wales